Die Krux mit der Zeit

Ich habe ein Problem: Ich habe keinen Druck! Keine Deadline! Keinen Abgabetermin! Statt dessen habe ich Zeit. Und zwar so viel, wie ich will.

Schreiben ist für mich ein Hobby. Es macht Spaß zu erleben, wie sich eine neue Geschichte entwickelt. Wie sie plötzlich Haken schlägt und auf einmal ein ganz anderes Ende nimmt, als eigentlich geplant. Das ist spannend.

Aber es gibt niemanden der mir sagt: Du musst! Was im Regelfall gut ist und sich jeder – einschließlich mir – als Normalzustand wünscht, wirft mich beim Schreiben aber leider zurück.

Ich brauche diesen Druck, um mich überhaupt vor den Laptop zu setzen. Ich meine, ich habe die Wahl zwischen schreiben (was ich wirklich gern mache) und mein Bad zu putzen (was ich hasse) und wofür entscheide ich mich: Genau, das Bad zu putzen! Hallo? Was stimmt nicht mit mir?

In meinem Kopf schwirren so viele Geschichten rum, die nur darauf warten, endlich das Licht der Welt zu erblicken. Und ich putze mein Bad! Wie bescheuert bin ich eigentlich?

Für diesen Blog habe ich mir das Ziel gesetzt, ca. alle 14 Tage etwas zu veröffentlichen. Bis jetzt klappt das ganz gut. Aber auch nur, weil ich ganz liebe Freunde und meine Familie habe, die immer mal wieder nachfragen.

Aber bei meinen Geschichten …

Eine Deadline habe ich Gott sei Dank. Und das ist Weihnachten. Bis dahin muss ich spätestens mein nächstes Märchen fertig haben. Dann ist Premiere. Und ich kann ja schlecht vor dem Weihnachtsmann stehen und sagen: „Es war einmal … ähm … weiter bin ich leider nicht gekommen, weil ich mein Bad putzen musste.“ Kommt, glaube ich, nicht so gut.

Wir werden also sehen, was die Zeit bringt … und der Weihnachtsmann dann sagt.

Happy, Happy, Happy End

Einigen von euch, ist es wahrscheinlich schon aufgefallen. Aber das ultimative Happy End spielt für mich eine große Rolle. Vielleicht hat es damit zu tun, dass ich als Märchentante in meiner eigenen Traumwelt lebe. Und dort ist eben, wie schon so oft erwähnt, alles möglich. Oder einfach nur, weil Märchen ohne Happy End, irgendwie keine richtigen Märchen sind.

Aber wie sieht es im wahren Leben aus? Wenn der Alltag alle Abenteuer weg wischt. Wenn wir von Termin zu Termin hetzen und uns dabei nicht auffällt, dass die Bäume wieder grün geworden sind und der Sommer Einzug gehalten hat. Oder wir vor lauter Langerweile vergessen, dass das Leben allein schon ein einziges Abenteuer ist.

Im Märchen ist es einfach. Der Prinz rettet die Prinzessin und zum Finale gibt es einen Kuss, eine Hochzeit und den obligatorischen Ritt in den Sonnenuntergang.

In der Realität ist es etwas komplizierter. Aber es kann auch um einiges besser sein! Denn im Märchen gibt es nur das eine, große Happy End. Danach fällt der Vorhang. Die Geschichte ist aus. Das Märchen vorbei.

Aber in der Wirklichkeit – und jetzt kann ich nur noch für mich sprechen – gibt es viele Kleine. Eben: Happy, Happy, Happy Ends! Es kommt immer darauf an, wann du dein Leben betrachtest. Denn viele Happy, Happy, Happy Ends fallen dir erst auf, wenn etwas Zeit vergangen ist.

Du musst dir dein Leben wie einen Film vorstellen und jedes Mal, wenn dir ein Happy End auffällt, drückst du auf Pause.

Die offensichtlichen sind ganz klar. Z. B. als er dich zum ersten Mal geküsst hat (letzten Endes bleibe ich eben eine Märchentante), die erste eigene Wohnung, als du den Job bekommen hast oder als deine erste Gartenparty ein voller Erfolg wurde.

Die weniger offensichtlichen verstecken sich mitunter. Es sind meist die kleinen Momente. Ganz selten fallen sie mir sofort auf. Aber wenn, trete ich innerlich etwas zurück, blicke mich um und stelle fest, dass dieser Moment – so unvollkommen er auch sein mag – einfach perfekt ist.

Doch die meisten Happy, Happy, Happy Ends erkenne ich erst im Nachhinein. Z. B. meine Familie nach langer Zeit wieder in die Arme zu schließen. Eine Freundin wieder lachen zu sehen. Sich etwas getraut zu haben, vor dem man eine wahnsinnige Angst hatte – und dabei festzustellen, dass man sich ganz umsonst kirre gemacht hat. Mit Freunden zu grillen. Mitten in der Nacht spazieren zu gehen und festzustellen, dass die Luft so weich ist, dass sie dich wie eine Decke einhüllt. Ein Lied, das genau das ausdrückt, was du gerade fühlst und nicht in der Lage bist auszusprechen.

Es kommt immer darauf an, wann du auf „Pause“ drückst, um dein Happy, Happy, Happy End in den Fokus zu rücken. Wenn auch nur für einen Moment.

Natürlich verfällst du danach wieder unweigerlich in deinen Alltagstrott. Neue Problem und Dramen pflastern deinen Weg. Aber was du nie vergessen darfst ist: Ohne diese Probleme und Dramen, gäbe es weder ein großes Happy End, noch die vielen Kleinen.

Schreiber vs. Werber

Auf meiner Schulter sitzen zwei Wichtel. Links der Schreiber, Rechts der Werber.

Mein Werber-Wichtel kennt sich ein bisschen mit Werbung aus. Er weiß worauf es ankommt und was man tun sollte um Dinge, wie zum Beispiel einen Blog, bekannter zu machen. So flüstert er mir ständig ins Ohr.
„Erzähl jedem, dass du schreibst! Erst recht denen, die es nicht wissen wollen. Schick E-Mails an alle Kontakte, von denen du jemals eine Mail-Adresse bekommen hast. Netzwerke in Foren was das Zeug hält. Gehe auf Facebook …“
Gott der Typ hört einfach nicht auf zu reden.

Mein Schreiber-Wichtel dagegen ist eher von der ruhigen Sorte. Wenn er nicht gerade gegen meinen inneren Schweinehund kämpft, bleibt er lieber für sich. Er will schreiben und flüstert mir neue Ideen zu. Er will mit Worten spielen und neue Figuren und Geschichten erschaffen. Und er findet, wenn ich mich nur noch auf die Werbung konzentriere, habe ich keine Zeit mehr zum Schreiben… Hat er auch nicht ganz Unrecht.

Dann sind da noch meine Familie und meine Freund. Die mir immer gut zureden. Leute, ich mag euch! Wirklich, ganz ehrlich! Aber ihr kennt mich. Ihr wisst wie zart besaitet ich bin und ihr wollt mich nicht zum Heulen bringen. Das ist total lieb von euch! Aber auch der Grund, warum wir, mein Schreiber-Wichtel und ich, euch kein Wort glauben!

Leider weiß ich, dass mein Werber-Wichtel Recht hat. Aber letzten Endes ist Schreiben mein Hobby. Ich habe nicht vor weltberühmt zu werden. Obwohl es natürlich cool wäre, wenn ich Leser außerhalb meines Bekanntenkreises hätte.

Aus diesem Grund habe ich mich für einen Kompromiss entschieden. Ich schreibe diesen Blog und ich werde ihn Google-Tauglich machen.  Ich werde ihn sogar an ein paar Leute schicken …

… und lass dann das Schicksal entscheiden lassen!